Codex Alimentarius - weltweit gültige Empfehlungen

Für Sie habe ich das englische Original des Verhaltenskodex für die Unkrautbekämpfung zur Vermeidung und Reduktion von Pyrrolizidinalkaloid-Kontamimationen in Nahrungs- und Futtermitteln (CAC/RCP 74-2014) ins Deutsche übersetzt.

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Code_of_Practice_PA_Unkrautkontrolle_201
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Der Codex Alimentarius ist eine Sammlung internationaler Lebensmittelstandards. Er beruht auf den Annahmen und Beschlüssen der sogenannten Codex-Alimentarius-Kommission, eines gemeinsamen Gremiums der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Vereinten Nationen. Im Codex Alimentarius ist auch der Umgang mit Pyrrolizidinalkaloid-haltigen Pflanzen geregelt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), empfiehlt in seinen Fragen und Antworten zu Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln, diese Empfehlungen konsequent anzuwenden. Davon sind wir hier in Deutschland aber leider noch sehr weit entfernt. 

Foto: Dittmar Stöckl (www.imker-ploen.de)
Foto: Dittmar Stöckl (www.imker-ploen.de)

Warum? Was wird missachtet? Wo hakt es hier bei uns? - Beispiele:

 

"Um eine Ausbreitung von PA-haltigen Pflanzen angemessen zu verhindern und die Kosten für Bekämpfungsmaßnahmen zu senken, ist eine frühzeitige Erkennung und Identifizierung dieser Pflanzen unerlässlich, gefolgt von Maßnahmen zur Vermeidung der Kontamination von Lebens- und Futtermitteln."

  • Viele Betroffene/Zuständige sind gar nicht in der Lage, Kreuzkräuter zu erkennen. Teilweise werden aufgrund unzureichender Pflanzenkenntnisse andere "harmlose" Pflanzen bekämpft. Das trifft besonders für Regionen zu, wo Kreuzkräuter als Problem noch nicht so richtig wahrgenommen wurden. Gerade dort besteht Aufklärungsbedarf, denn eine effektive und nachhaltige Kontrolle ist in der Anfangsphase der Ausbreitung am einfachsten und kostengünstigsten. Wo bisher kein Kreuzkraut vorhanden war, sollte auch keines geduldet werden. Wehret den Anfängen!

"Um die Ausbreitung der PA-haltigen Pflanzen zu verhindern, müssen alle Landeigentümer, Nutzer und Verantwortlichen eine kollektive Verantwortung übernehmen, um eine wirksame Kontrolle der Ausbreitung zu gewährleisten."

  • Davon sind wir hier im reichen, "fortschrittlichen" Deutschland noch weit entfernt. Tatsache ist, dass direkt Betroffene meistens keine Unterstützung erfahren bzw. sogar versucht wird, eine Bekämpfung zu verhindern, insbesondere von Vertretern des Naturschutzes.

"Natürliche Feinde einer Pflanze können eingesetzt werden, um PA-haltige Pflanzen zu kontrollieren...Die Wirksamkeit muss jedoch nachgewiesen sein, und der natürliche Feind selbst darf kein Umweltproblem darstellen...Die Forschung hat gezeigt, dass diese Methoden im Allgemeinen nur bei nicht einheimischen Pflanzen sehr effektiv sind."

  • Es werden Hunderttausende von Euro in die biologische Bekämpfung von Jakobskreuzkraut investiert. Aber die publizierten Studien zeigen, dass eine nachhaltige Kontrolle so nicht funktioniert. Und wurde eigentlich Unbedenklichkeit nachgewiesen, bevor beispielsweise im Labor gezüchtete Tyria jacobaea massenhaft ins Freiland ausgesetzt wurde? Für mich ist das eine nicht ungefährliche Verschwendung von öffentlichen Geldern, die besser angelegt werden sollten - siehe Punkte 1+2 und folgende!

"Aufmerksamkeit sollte Flächen, die an Weiden/Grünland angrenzen gewidmet werden, da diese ein kontinuierliches Reservoir für den Unkrautbefall darstellen können."

  • Für die Betroffenen ist es ein Kampf gegen Windmühlen, wenn immer wieder ein Eintrag von außen erfolgt. Das passiert nicht nur durch den Wind, sondern auch - über viel größere Entfernungen - durch Fahrzeuge, Maschinen und Geräte, da die Kreuzkrautsamen an den Reifen u.a. Maschinen- und Geräteteilen haften.

"Auf Grünland können PA-resistente Nutztiere recht effektiv zur Beweidung eingesetzt werden, um PA-haltige Pflanzen zu reduzieren...sollten vorzugsweise nicht für die Lebensmittelerzeugung genutzte Tiere eingesetzt werden, da PAs von Futtermitteln in die Milch und in essbares Gewebe gelangen können...Wenn zur Nahrungsmittelerzeugung genutzte Tiere eingesetzt werden, können die Lebensmittelprodukte möglicherweise hohe Gehalte an PAs enthalten, und als Vorsichtsmaßnahme müssen diese Lebensmittel separiert und nicht für den menschlichen Verzehr verkauft werden bis bestätigt ist, dass sie keine PAs enthalten."

  • Eine Beweidung mit Schafen oder Rindern wird insbesondere auf Naturschutzflächen, wo mittlerweile vermehrt Kreuzkraut-Massenvorkommen zu beobachten sind, auch bei uns bevorzugt praktiziert. Bedenken, dass das Fleisch untersuchter Tiere gesundheitsschädlich sein könnte, wird mit dem Hinweis entkräftet, dass im Fleisch / in der Leber keine Pyrrolizidinalkaloide (PA) nachgewiesen worden sind. Also Entwarnung - wie dieser Befund häufig interpretiert wird? Fehlanzeige - PAs bzw. deren Verstoffwechslungsprodukte sind im Fleisch bisher nicht nachweisbar, denn die Metabolite sind gar nicht bekannt! Harmlos? Ebenfalls toxisch? Womöglich noch toxischer? Es gibt einen Grundsatz in der Medizin, der auch hier beachtet werden sollte: Fehlende Belege sind kein Beleg für Unbedenklichkeit!

"Beim Entfernen von Tieren von betroffenen Flächen ist es notwendig, den Transfer von Samen über ihre Klaue/Hufe, ihr Fell und ihren Verdauungstrakt zu vermeiden, weil dadurch ein neues Gebiet befallen werden kann...die Ausbreitung von Samen durch das Vieh kann verhindert werden, indem es unter Quarantäne gestellt wird.""

  • Wird dieser Aspekt bei uns Deutschland berücksichtigt? Nein, ich denke, den wenigsten ist dieser Ausbreitungsmechanismus bewusst und Gegenmaßnahmen werden - wenn überhaupt - nur in ganz seltenen Ausnahmenfällen ergriffen!

"Das zum Mulchen verwendete Pflanzenmaterial muss frei von PA-Pflanzen und deren Samen sein."

  • Mulchen ist eine beliebte Methode, bei Beschwerden zu reagieren. Aus dem Auge, aus dem Sinn - Problem gelöst? Leider ist gerade das Mulchen von blühenden bzw. bereits ausgesamten Kreuzkräutern gängige Praxis, die jedoch mehr Schaden als Nutzen bewirkt, also kontraproduktiv ist. Bitte beachten Sie auch die Fähigkeit von Kreuzkräutern zur Notreife: Blühende Kreuzkräuter können auch gemäht noch Samen bilden.

"Säubern Sie Fahrzeuge, Maschinen und Geräte, die in Befallsgebieten eingesetzt werden, um das Einbringen PA-haltiger Pflanzen in Weiden und andere landwirtschaftliche Nutzflächen durch Samenausbreitung zu verhindern."

  • Das ist ein ganz besonders wesentlicher Hinweis, den Sie unbedingt beachten sollten! Aber wer macht das schon bei uns? So gut wie keiner! Entweder sind die Zusammenhänge nicht bekannt oder diese Empfehlung wird als nicht umsetzbar / Zumutung / übertriebener Aktionismus empfunden. Das ist falsch: Die Verbreitung von Kreuzkrautsamen über Fahrzeuge, Maschinen und Geräte ist ein ganz wesentlicher Ausbreitungsmechanismus. Bitte seien Sie konsequent - auch wenn gerade in der Erntezeit enormer Zeitdruck herrscht. Daher ist es zudem erforderlich, Straßen- und Wegränder frei von Kreuzkraut zu halten. Denn die Samen haften an den Reifen und werden, sobald Zug auf die Maschinen kommt, zuverlässig ausgesät.

"Kontrollieren Sie Pflanzen- und Saatgutbewegungen von urbanen Gebieten in landwirtschaftliche Nutzflächen und Weiden. Stellen Sie Lehrmaterial...bereit, damit PA-haltige Pflanzen korrekt identifiziert werden, um die Ausbreitung unerwünschter Pflanzenarten zu verhindern."

  • Sehr geehrte Verantwortliche, bitte schreiten Sie zur Tat - auch proaktiv!

Diese Empfehlungen sind weltweit gültig - auch für "arme, unwissende" Länder. Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen!

Viele Vertreter des Naturschutzes sprechen sich gegen eine Bekämpfung von Kreuzkräutern aus. Sie bedenken dabei nicht die möglichen Folgen. Massenvorkommen von Kreuzkräutern sind ein deutliches Zeichen, dass die Natur nicht in Ordnung ist. Wo finden wir viel Jakobskreuzkraut? Auf "kaputten" Böden! Anders als die meisten anderen Pflanzen gedeiht JKK auch bei extremer Trockenheit prächtig ("Klimawandel"). Ist Kreuzkraut auf gesunden Böden in stabilen, artenreichen (wirklich schützenswerten) Pflanzenbeständen irgendwo massenhaft vorhanden? Meines Wissens ist das nicht der Fall.

 

Liebe Vertreter des Naturschutzes (ich zähle mich übrigens auch dazu): Das ist sind deutliche Warnhinweise, die nicht ignoriert werden sollten. Und wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte - in diesem Fall all jene, die möglichst keine Mittel bereitstellen möchten. Ja, es gibt viele Brennpunkte und einige sind offensichtlicher. Aber dennoch: Hier sollte die Politik endlich aktiv werden sowie alle anderen, die involviert sind - und zwar zielführend. Das richte ich an alle Beteiligten:

 

Bitte warten Sie nicht ab, sondern handeln Sie - richtig!